Newsletter August 2024

Israelische Wissenschaft leidet unter
den Folgen des 7. Oktober

Liebe Freunde,

in diesem Sommer besteht kein Mangel an Nachrichten, vielmehr überschlagen sie sich. Israels Kampf für die Sicherheit der eigenen Bevölkerung und gegen die Hamas in Gaza hält an und gleichzeitig wird das Land im Norden von der Terrororganisation Hisbollah mit Unterstützung des Mullah-Regimes im Iran weiter angegriffen.

Der Krieg in Gaza hat viele Folgen, auch auf akademischem Gebiet. Prof. Ariel Porat, Präsident der Tel Aviv Universität, und seine Kollegin Prof. Milette Shamir, Vizepräsidentin der TAU, erleben das jeden Tag. Propalästinensische Proteste haben das Klima an den Universitäten vorallem in den USA aber auch in Deutschland negativ verändert, man kann von einem israelfeindlichen Tsunami sprechen, der Wellen des Antisemitismus an die Hochschulen spült. Tatsächlich wurden nach dem 7. Oktober wissenschaftliche Kooperationen mit Israel ausgesetzt; immer mehr jüdische Studenten fühlen sich weltweit bedroht.

Porat und Shamir flogen jetzt nach Frankfurt, um vor der Leitung der Goethe Universität über die aktuelle Situation zu sprechen und an die Solidarität unter Wissenschaftlern zu appellieren (siehe Bericht). Kurz darauf erschien in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ein vielbeachtetes Interview mit den beiden, in dem sie die schwierige Lage in Israel und der Welt aus Sicht der Universität beschreiben.

Prof. Porat wurde in Frankfurt von Prof. Enrico Schleiff, dem Präsidenten der Goethe Uni, freundlich empfangen. Beide trafen sich dann am Abend in der Jüdischen Gemeinde wieder bei einer besonderen Veranstaltung der Freunde der TAU: Terror, Trauma, Therapie, die einen Tag später auch in Berlin stattfand.

Es waren bewegende Abende des Zuhörens: Clara Marman und Louis Har entkamen beide aus der Geiselhaft der Hamas; Miki L. verteidigte in seinem Kibbuz die eigene Familie gegen die Terroristen. Ihre traumatischen Erlebnisse machten deutlich, wie wichtig die Arbeit von Dr. Ofir Levi, dem Leiter der Post-Trauma Klinik an der TAU, und seinen Mitarbeitern gerade ist. Er war ebenfalls extra nach Frankfurt und Berlin gekommen und berichtete von erfolgversprechenden Therapien für die vielen Betroffenen in Israel, die an PTDS leiden, den posttraumatischen Belastungsstörungen. Die Post-Trauma Klinik ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie die Gegenwart und Praxis direkt von wissenschaftlicher Forschung profitieren können, die Ofir Levi und viele andere an der TAU leisten.

Niemand kann seriös voraussagen, wie sich die Lage in Israel in den nächsten Monaten entwickelt. Umso wichtiger ist es, die Werte einer freien Wissenschaft hochzuhalten und diese nicht der Tagespolitik zu unterwerfen. Alle Universitätspräsidenten in Deutschland müssen sich eindeutig für den uneingeschränkten Wissenschaftsaustausch mit Israel einsetzen!  Das sollte eine demokratische Selbstverständlichkeit in unserer offenen Gesellschaft sein!

Halten wir zusammen!

Ihr Uwe Becker

Veranstaltungen der Freunde

FRANKFURT / BERLIN, 3. + 4. Juli 2024

Terror, Trauma, Therapie - zwei bewegende Abende
mit Überlebenden des 7. Oktober 


Es wurde ganz still, als Clara Marman erzählte: Wie sie und ihre Familie aufwachten, als der Angriff der Hamas Terroristen auf das Kibbuz Nir Yitzhak begann. Sie beschrieb ihre Angst als sie in ihr Haus stürmten und alle mitnahmen, den Bruder Fernando, die Schwester Gabriela, ihre Nichte Mia und sogar deren kleinen Hund. Auch ihr Lebensgefährte Louis war dabei wurde an diesem Morgen zur Geisel; er stammt wie Clara aus Argentinien und blickt sie jetzt an, während Clara ruhig spricht.

Clara, ihre Schwester und der Teenager Mia kamen am 28. November in einem Austausch frei; sie wurde damals von Louis getrennt, der nach ihr seine Geschichte erzählt: Wie die Armee ihn am 12. Februar in Gaza befreite, zusammen mit Fernando.

Das Paar war auf Einladung der Freunde der TAU nach Deutschland gekommen, um dort am 3. Juli zusammen mit einem weiteren traumatisierten Überlebenden der Terrorattacke des 7. Oktober vor einem großen Publikum aufzutreten: Miki L. aus dem Kibbuz Nahal Oz. Er spricht als letzter Augenzeuge in Frankfurt und auch in Berlin, wo die Veranstaltung Terror, Trauma, Therapie einen Abend später im Auditorium der BAYER AG stattfand.

Miki's Geschichte ist eine andere: Er verteidigte seine Familie und das ganze Kibbuz erfolgreich mit einer Waffe gegen die Terroristen; der Gärtner ist ein gezeichneter Held, dem es nicht leicht fällt von den Grausamkeiten zu erzählen, die er erleben musste.

Der Kontakt der TAU Freunde zu ihm begann mit einer Einladung von Nina Blodinger; sie ist Mitglied im Vorstand des Fördervereins der Tel Aviv Universität in Deutschland. Die Frankfurter Unternehmerin hatte es vergangenen November möglich gemacht, dass einige betroffene Familien aus den Kibbuzim sich in Wien erholen konnten. Miki, seine Frau und die beiden kleinen Töchter waren dabei.

Inzwischen sind Monate vergangen, die auch der Krieg in Gaza andauert. Dr. Ofir Levi von der Tel Aviv Universität setzt sich jeden Tag mit den psychischen Folgen der Gewalt auseinander. Seit vielen Jahren arbeitetet er schon mit PTDS-Patienten, die unter einer posttraumatischen Belastungsstörung leiden. Am 1. Januar übernahm er die Leitung der Post-Trauma Klinik an der TAU, die zum neuen National Center for Traumatic Stress and Resilience gehört.

Auf den Bühnen in Frankfurt und Berlin erzählte der Trauma-Forscher von der therapeutischen Arbeit. Mittlerweile betreut die Klinik schon über 1200 Patienten aus allen Bereichen der israelischen Gesellschaft, die nach den Terrorangriffen Hilfe suchten. Anfangs musste man in den Räumlichkeiten noch viel improvisieren, erklärte Dr. Levi, aber die Leitung der Universität wollte keine Zeit verlieren und stellt weiter neue Therapeuten ein, um zu helfen. Der Klinik gilt deshalb auch der aktuelle Spendenaufruf der TAU Freunde.

Prof. Ariel Porat, Präsident der Tel Aviv Universität, hatte zu Beginn des Abend in Frankfurt in seinem Grußwort über die großen Herausforderungen gesprochen, denen die TAU plötzlich gegenüberstand. Auf den beiden Veranstaltungen wurde das Abstrakte plötzlich ganz konkret - und die zahlreichen Teilnehmer in beiden Städten zeigten sich sehr bewegt vom Mut der Überlebenden, ihnen ihre Geschichte zu erzählen.

Eine Videoaufzeichnung der Veranstaltung  in Frankfurt sehen Sie HIER

Fotos: Max Mordinson (oben, unten); Sasha Zaslawski

TAU Board of Governors
Tel Aviv, 27.05–02.06.2024 

TEL AVIV, 1. Juni 2024

Mitreißendes Konzert der Buchmann-Mehta School of Music 


Das diesjährige Board of Governors der Tel Aviv Universität vom 27.05. – 02.06.2024 stellte die Organisatoren bei der Planung vor einige Herausforderungen: Worauf musste man sich in der andauernden Kriegssituation einstellen, welchen Plan B sollte die Uni-Leitung in der Tasche haben? Unterm Strich ging alles gut, auf die traditionelle Party zum Ende wurde aber bewusst verzichtet. Stattdessen versprach ein besonderes Konzert Licht am Horizont.

Dr. Uri Rom, Direkor der Buchmann-Mehta School of Music, dirigierte eine Auswahl der besten Studierenden. Auf dem Programm unter dem Motto Ray of Light: Ein frisches Meadley aus klassischer und populärer Musik aus Israel. Stargast des Abends: die Sängerin Yardena Arazi.

Fotos: Shlomi Mizrahi

Eine Videoaufzeichnung sehen Sie HIER
Tel Aviv, 27. + 28. Mai 2024

Drimmer-Fischler Family Stem Cell Core Laboratory for Regenerative Medicine feierlich gegründet

Norma Drimmer kann Stolz sein. Ihre drei Kinder sind in die Fußstapfen der Berliner Philantropin getreten. Sie gründeten jetzt ein neues Institut für regenerative Medizin an der TAU. Zur Feier waren der Sohn Daniel Drimmer und die Tochter Deborah Fischler mit ihrer Tochter Yasmine aus Toronto angereist.

Einfach zurücklehnen konnte sich Norma Drimmer aber nicht. Am Vortag übergab sie die neuen Stipendien des Prajs-Drimmer Institute for the Development of Anti-Degenerative Drugs, das sie zusammen mit ihrem Bruder Sruel Prajs schon 2007 an der TAU ins Leben gerufen hatte. 

mehr lesen

Fotos: Yuval Josef; Israel HadarVideoclip anklicken

TEL AVIV, 27. Mai 2024

Dr. Jechil (Harry) Sieratzki ehrt seine Eltern mit neuem Institut für Neurowissenschaften an der TAU

Barbara Sieratzki war ihrer Zeit voraus. Die Frankfurterin gehörte zu den ersten engagierten Mitgliedern der Freunde der Tel Aviv Universität in Deutschland. Und sie glaubte früh an die Potenz der israelischen Neurowissenschaften.

Sie und ihr Sohn Harry stifteten 1995 den Sieratzki Chair in Neurology. Seit 2009 wird auf ihre Initiave hin an der TAU ein Sieratzki Preis für die besten Forscher auf dem Gebiet vergeben. Harry Sieratzki steigerte jetzt noch den Einsatz und gründete das Sieratzki Institute for Advances in Neuroscience - zu Ehren seiner verstorbenen Eltern Barbara und Heinrich, deren bewegte Geschichte er vor den zahlreichen Gästen erzählte.

mehr lesen

Fotos: Yael Zur   Videoclip anklicken

TAU Science News

Seestern-Sterben auf der Spur 

Dr. Omri Bronstein und sein Team von der TAU School of Zoology sind einem gewaltigen Artensterben auf der Spur. Sie haben den Einzeller gefunden, der die Seeigel im Roten Meer bedroht. Er hat in kurer Zeit ganze Bestände bereits vernichtet und bedroht das sensible Ökosystem der Korallenriffe. Jetzt suchen die Forscher am Steinhardt Museum for Natural History nach Mitteln, um die Epidemie zu bekämpfen. 

Architektur für die Zukunft

Im futuristischen Werk eines französischen Architekten befindet sich ab sofort das Forschungszentrum für Nanotechnologie der TAU.
Michel Rèmon entwarf den filigran verkleideten Bau, ab sofort neues Forschungszentrum für Nano- Technologie. Es ist u.a. mit seinen vollkommen staubfreien High-Tech-Labs u.a. Sitz des
Jan Koum Center for Nanoscience and Nanotechnology.

TAU Multimedia

TAU Podcast: Prof. Illana Gozes und die Geheimnisse des Gehirns

Wer den Vortrag von Prof. Illana Gozes in Frankfurt verpasst hat, sollte unbedingt diesen Podcast mit Ido Aharoni anklicken. Im Interview mit dem Generalkonsul a.D. Israels in New York erzählt die rastlose Genforscherin und Biochemikerin an der TAU von Forschungserfolgen und Überraschungen. Sie entdeckte u.a. generative Zusammenhänge zwischen Alzheimer, Autismus und Schizophrenie. 

Eine Videoaufzeichnung sehen Sie HIER.

Bedrohung durch den Iran  – aktuelles Briefing 

Der Iran und seine Proxies, u.a. Hisbollah, Hamas und Huthis wollen Israel vernichten. Professor Meir Litvak, Iran-Experte an der Tel Aviv Universität, analysiert die historischen Hintergünde des iranischen Regimes und seine politischen Strategien in einem sehenswerten Online-Briefing.

TAU Annual Report 2024
Hintergrundwissen in Magazinform

Jahresberichte großer Fimen haben sich inzwischen zu einer eigenen Kunstform entwickelt - damit sie den Leser bei Laune halten. 

Im Falle der Tel Aviv Universität braucht es allerdings kaum Extra-Animation: Zu viel ist passiert im  vergangenen akademischen Jahr an der TAU. Das  veranschaulicht  u.a. der Überblick über die ersten 100 Tage nach dem Angriff der Hamas am 7. Oktober 2023.

Spenden Sie für die Post-Trauma Klinik der Tel Aviv Universität!

Spendenkonto:
IBAN DE92 5005 0201 0000 1202 20

Kennwort:
Post-Trauma Klinik


Spendenkonto bei PayPal hier  oder über den QR